
Heiliges Antlitz, von Therese in Les Buissonnets gemalt und auf einem Stück Wolle befestigt (25 cm hoch) . Quelle: http://www.archives-carmel-lisieux.fr/carmel/index.php/autres-travaux/59-sainte-face-peinte-par-therese-aux-buissonnets-et-fixee-sur-un-morceau-de-laine-elle-etait-au-fond
Lobgesang auf das heilige Antlitz
Dein Antlitz, Herr, gibt mir hienieden
Auf allen Lebenswegen Licht.
Ich schöpfe wahren Himmelsfrieden
Aus deinem milden Angesicht.
O, wie dein Aug‘ vor Wonne leuchtet!
Mit Tränen ist es noch geziert.
Ich lächle, ob mein Aug‘ sich feuchtet,
Das sich in deinen Schmerz verliert.
Zu trösten dich, will ich allein,
Von allen unbekannt, gern leben.
Die gut verhüllte Schönheit dein
Ließ mich den dichten Schleier heben.
Ich sehne mich, bei dir zu sein.
Dein Antlitz ist mein Reich der Wonne;
Mein Vaterland in ihm ich schau‘.
Es ist die milde Tagessonne,
Die schöne, blumenreiche Au,
Die Lilie im Tränentale
Mit dem geheimnisvollen Duft,
Voll Trost für mich so viele Male,
Der mich umgibt mit Friedensluft.
Es ist die wonnigliche Ruh‘,
Die Harfe, reich an Lust und Klage.
Und deine Züge, mein Erlöser du,
Sind Myrrhensträußlein, die ich trage
An meiner Brust dir einstens zu.
Der einz’ge Reichtum hier auf Erden
Soll mir, o Herr, dein Antlitz sein.
Darin, um ähnlich dir zu werden,
Such‘ Schutz und Hilfe ich allein.
Den Gottestempel deiner Züge,
So mild, den präge mir ins Herz.
Dann würde heilig ich und trüge
Dir viele Seelen himmelswärts.
So könnte bieten ich zur Stund‘
Dir, Herr, der Ernte gold’nen Hügel.
Entflamme mich aus Herzensgrund!
Es drückt‘ der ew’gen Liebe Siegel
Schon bald mir auf dein heil’ger Mund.
12. August 1895
Quelle: Die ehrwürdige Theresia vom Kinde Jesu, Geschichte einer Seele von ihr selbst geschrieben, 4. Aufl., Kirnach-Villingen (Baden) 1922, S. 375 f.
→ Therese von Lisieux: Gedichte. Inhaltsverzeichnis
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